Rückblick und Einblick -  April 2012

 

 

Erstes Treffen in Geldern am 20.04.2012

Erstes öffentliches 'Mitfindertreffen' fand im Alten Wasserturm am Gelderner Bahnhof statt.

Sehr spannend: 25 Menschen aus unterschiedlichsten Lebenshintergründen trafen sich um 'Gemeinschaft zu finden'

 

Stimmen:

....ich fand es in jeder Hinsicht sehr spannend, beim Treffen am letzten Freitag dabeizusein! lieben Dank!    

D. aus H.

 

Zuerst einmal DANKE für die schönen Stunden gestern und für die Arbeit die Ihr Euch für uns gemacht habt! Das waren ja gestern viele interessante Menschen, ich bin schon gespannt, wie es weitergeht und freue mich schon auf den 2. Juni. A. aus D.

 

Erfreut und überrascht  von der regen Teilnahme beim ersten Treffen - nicht allein zu sein, auf der Suche nach Alternativen, das tut mir gut. Die Atmosphäre beim Treffen hat auch im "Nachgang" überwiegend gute Gefühle bei mir hinterlassen. M. aus N.-V.

 

 

Rückblick und Einblick -  August 2017


Ein persönlicher Bericht 
Zusammengefasste Inhalte von April 2016 bis August  2017 - von Marlies 


Im April 2012 kamen fünfundzwanzig Menschen nach Geldern, die dem Aufruf der vier Gründer  gefolgt waren. Der Wunsch, eine gemeinschaftliche Lebensform zu finden, hat sich aus einer Männergruppe heraus entwickelt. Auslöser war der Wunsch, auch Frauen einzubeziehen. Ziel war, die Bildung einer authentischen Gemeinschaft, die eine gemeinsame Wohn- und Lebensform gestalten will. Seit mehr als fünf Jahren treffen sich an einem Wochenende im Monat Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft im Alter zwischen 45 und 74 Jahren. Auf  unserer Mailingliste befanden sich zeitweise ca. 40 Menschen.  Die ersten Jahre war die „Startergruppe“ mit ca. 20 Personen relativ konstant. Der Zulauf von Menschen, die sich für „Gemeinschaftsbildung" interessieren brachte dann fortlaufende Bewegungen in die Gruppe. Die Motive und Verweildauer der Interessierten war dabei von deren jeweiliger Lebenssituation, deren Bedürfnissen und den damit verbundenen Motivationen abhängig. 


Heute stellt sich für mich - solange das Ziel  nicht erreicht ist -  immer wieder die Frage, welches Bedürfnis leitet mich gerade. Ich persönlich schwanke dabei zwischen gemeinsam "mehr" Authentizität leben, "Nachbarschaft" leben und dabei mein  "Alleine Leben" genießen. Es gibt Zeiten, da wünsche ich mir hier und jetzt das Zusammenleben mit den mir vertrauten MIFI-Menschen. Abhängig von meiner Lebenssituation verändern sich meine Bedürfnisse und damit meine Motivation. Dementsprechend empfinde ich den Gruppenprozess als Bereicherung und/oder als Belastung.

Während einer intensiven "Selbsterkundungsphase" habe ich eine einjährige MIFI-Pause eingelegt und stattdessen in bekannter Weise und mit Freude an "geleiteten Fortbildungsangeboten" teilgenommen.

Momentan befinde ich mich in einer Phase, in der ich den Kreis der mir vertrauten Menschen als Bereicherung empfinde. Dies vermutlich, weil ich authentischer in Bezug auf meine Fähigkeiten, Gefühle und Bedürfnisse geworden bin, und ich dadurch häufiger diese besonderen emotionalen Momente in den Begegnungen zu fühlen in der Lage bin. Das Gefühl, in einer Gemeinschaft zu sein, die ich in der Form in keinem anderen Lebenszusammenhang erfahren habe. Meine Erwartungs-haltung in Bezug auf das, was in Gruppenprozessen und der Gestaltung individueller Beziehungen zu geschehen hat, hat sich durch meine aktive Mitgestaltung verändert. Kurz gesagt: Ich bin offener und neugieriger für den Prozess und nicht mehr so sehr auf "ein bestimmtes" Ergebnis fixiert.

Das wir eine leiterlose Gruppe sind, ist wichtig. Das grundlegende Element, das die momentan bestehende Mitfinder-Gruppe vereint, ist laut einer MIFI-Befragung, der Wunsch nach mehr Authentizität und persönlichem Wachstum im Selbst bestimmten und freiwilligen Miteinander.

 

Es scheint, dass es ein tiefes menschliches Bedürfnis gibt, einander authentisch zu begegnen und sich auch mit den sogenannten (erlebten) neuralgischen Verhaltens-weisen zu zeigen - und sich "trotzdem" angenommen zu fühlen. Die in der Gruppe ablaufenden Prozesse sind häufig sehr herausfordernd. Grundlegend benötigen Mit-finderInnen die Bereitschaft Chaos zu erleben und Leere auszuhalten. Im geschütz-ten Raum können neue Verhaltensweisen ausprobiert werden. Die Einmaligkeit der individuellen Wahrnehmung wird deutlich und die tief verankerten menschlichen Gemeinsamkeiten fühlbar. Toleranz ist eine wichtige Voraussetzung, denn jedes Treffen ist ein lebendiger Lernprozess. Naturgemäß kommt es zu Konflikten. Hier gilt es immer wieder die Herausforderung anzunehmen und neue Wege zu finden, einander wertschätzend zu begegnen. Es ist in den vergangenen fünf Jahren auf wunderbare Weise ein Lernraum entstanden, der Körper, Geist und Seele bewegen kann. Ganz nebenbei haben sich meine individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse bezüglich mir bisher unbekannter "sozialer/kultureller Welten" erweitert. Im Rahmen der vielfältigen Kontakte hatte und habe ich die Gelegenheit meinen Horizont durch  Elemente aus Yoga, Biodanza, Musik und Gesang, Kunst und Kultur, gewaltfreier Kommunikation, veganer Ernährung, alternativer Gesundheitsvorsorge/Behand-lungsmöglichkeiten uvm. zu erweitern.
 

 

Die langjährigen Treffen und vielfältigen Erfahrungen der Gruppe  bilden m. E. den Boden, der es möglich macht, dass sich „neue Menschen" schnell „zugehörig“ fühlen. Durch die entstandene Offenheit im Denken und Fühlen können und dürfen Parallelen in den individuell erlebten Lebensgeschichten und den sozialen und kulturellen Prägungen schnell Gestalt annehmen und sichtbar werden.

 

Dies zeigt sich auch bei den eher neuralgischen Themen: Liebe/Eifersucht, Geld/Neid, Untergruppenbildung (Ein-und Ausgrenzungen), und in der Art und Weise unserer Kommunikation… an der wir fortwährend arbeiten.

 

Zum Thema Liebe und Beziehungen gibt es einen relativ offenen Austausch - einiges scheint aber immer noch Tabu zu sein. Natürlich haben sich im Laufe der Jahre auch Paarbeziehungen gebildet. Menschen haben zusammen gefunden und sich wieder getrennt. Einige Menschen sind außerhalb der MitfinderInnen Partnerschaften eingegangen und haben uns - zu meinem Bedauern - leider verlassen. Es gab Menschen, die gekommen und gegangen sind, weil sie bei uns auch beziehungstechnisch "nicht fündig" geworden sind. An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir keine Partner- und auch keine Freizeitbörse sind. Die Motivation bei den MitfinderInnen eine*n Partner*in zu finden, bringt in der Regel einiges an unnötigem Frust mit sich. Und sie ist in jedem Fall nicht ausreichend, um auch zähe Prozesse leicht nehmen zu können. Bei uns finden autonome, kreative und aktive Menschen zunächst einen Ort für den "minimal geregelten Austausch" in einer übenden authentischen Gemeinschaft.

 

Bei uns triffst du auf Menschen, die an persönlicher Entwicklung und Gruppenpro-zessen interessiert sind.

 

Die große Offenheit der MitfinderInnen verhindert Dogmatismus. Bei uns sitzen Veganer und Fleichesser, Yogis und Bewegungsmuffel, alle an einem Tisch.

 

Das gemeinsame Wohnen, Leben unter einem Dach findet (noch) nicht statt.  
Momentan leben wir alle vier Wochen in einer authentischen Wochenend-gemeinschaft.  Hier begegnen sich lebendige Menschen mit ihren vielfältigen Facetten, Fähigkeiten, Bedürfnissen und Gefühlen.